Preise erhöhen sich um ein Mehrfaches
Die Stadtwerke Rietberg-Langenberg heben zum 1. Januar 2023 die Preise für Strom und Erdgas an. Die FDP-Fraktion kritisiert, dass die Jahresabschlüsse nicht fristgemäß vorgelegt werden.
Die Stadtwerke Rietberg-Langenberg erhöhen zum 1. Januar 2023 den Arbeitspreis für Erdgas von 8,56 auf 18,39 Cent pro Kilowattstunde – gegenüber dem 1. Januar 2022. Der Grundpreis klettert von 136,99 auf 169,62 Euro. Der Arbeitspreis für Strom steigt von 23,73 auf 52,96 Euro, der Grundpreis verteuert sich von 120,56 auf 148,13 Euro. „Das Niveau an den Energiebörsen macht eine Preiserhöhung erforderlich“, teilen die Stadtwerke mit. „Auch wenn die Preise gegenüber den absoluten Höchstständen wieder etwas gesunken sind, bleiben sie immer noch um ein Mehrfaches höher als vor einem Jahr“, ist in den verschickten Schreiben an die Kundinnen und Kunden zu lesen. Die Dämpfungseffekte durch die in Aussicht stehende Strom- und Gaspreisbremse deuteten zwar auf eine spürbare Entlastung hin, könnten aber noch nicht konkret beziffert werden, da die Politik dazu noch keine rechtsverbindlichen Regelungen veröffentlicht habe.
Berechnungen für Musterhaushalte
In einer Beispielrechnung für einen Musterhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20.000 Kilowattstunden gehen die Stadtwerke von Jahreskosten in Höhe von 3.847,62 Euro aus, die durch die angekündigte Gaspreisbremse auf 2.825,22 Euro und eine 20-prozentige Verbrauchssenkung noch einmal auf 2.089,62 abgesenkt werden können. Für einen Musterhaushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden belaufen sich die Kosten demnach auf 2.001,73 Euro, mit der angekündigten Strompreisbremse auf 1.638,85 Euro und einer 20-prozentigen Verbrauchssenkung auf 1.268,13 Euro.
Auf Nachfrage der FDP-Fraktion teilte Bürgermeister Andreas Sunder jüngst im Rat mit, dass der Anteil von Strom und Gas, den die Stadtwerke an der Energiebörse kurzfristig zum Spotmarktpreis eingekauft haben, unter zehn Prozent liege. Auch sei es bislang nicht erforderlich gewesen, seitens der Stadt Sicherheiten für langfristige Verträge zu hinterlegen. Zudem sei eine weitere Zuführung der Gesellschafter in die Kapitalrücklage aktuell nicht erforderlich.
Die Liberalen wünschen sich außerdem mehr Einblicke in Dokumente und Unterlagen, um ein besseres Bild über die Lage der Stadtwerke zu erlangen. Der Bürgermeister wies darauf hin, dass der Jahresabschluss 2021 als Anlage des vor einer Woche eingebrachten Haushaltsplanentwurfs für 2023 vorliege. Die Wirtschaftspläne würden Ende des Jahres im Aufsichtsrat der Stadtwerke vorgestellt und anschließend im endgültigen Haushaltsplan der Stadt beschlossen. Sunder informierte außer- dem, dass die für den Jahresabschluss 2022 avisierten Ziele, bedingt durch den anhaltenden Vertriebsstopp und die dadurch stagnierenden Kundenzahlen, wahrscheinlich nicht erreicht werden.
„Eindeutig zu kurzfristig“
„Im Gesellschaftsvertrag steht, dass die jeweiligen Jahresabschlüsse drei Monate nach Beginn des darauf folgenden Jahres vorzuliegen haben“, so Jan Meyer (FDP). „Demnach müssten wir im ersten Quartal 2023 mit dem Jahresabschluss 2022 rechnen können – zumindest als Entwurf, damit wir die Entwicklung der Stadtwerke einschätzen können”, hält der Liberale eine Zeit von vier Wochen vor der Haushaltsverabschiedung für „eindeutig zu kurzfristig“.
Sunder schlug vor, die Geschäftsführung der Stadtwerke zu dieser Thematik in nächster Zeit in den zuständigen Fachausschuss einzuladen, um die Hintergründe zu erläutern. Dabei solle es zudem um die Frage gehen, wie die Stadtwerke sich auch mit Blick auf die Energiewende künftig aufstellen wollen und welche Möglichkeiten es gebe, beispielsweise die Windkraft in das Portfolio mit einzubeziehen. „Dabei könnte auch die Zuführung von Kapital als Gesellschafter eine Rolle spielen. Aktuell ist das nicht erforderlich, aber momentan ist in diesem Bereich, auch was die kommunale Wärmeversorgung anbelangt, viel in Bewegung”, sagte Sunder. Und: „Darüber werden wir uns künftig noch intensiv austauschen müssen.”
Dieser Artikel erschien am 19.11.2022 in der Neuen Westfälischen
19. November 2022