Junge Liberale in Rietberg gründen sich
Rietberg (pkb). Die Junge Union ist nicht länger der einzige politische Nachwuchsverband in der Stadt. Neu gegründet haben sich die „Jungen Liberalen“, kurz „JuLi“ unter dem Dach der FDP. Vorsitzende ist Carolin Ottemeier (18), im Vorstand stehen ihr zur Seite Cedrik Hanswillemenke, Jan Meyer, Dennis Meyer und Kai Böckmann.
„Der Rietberger“ sprach exklusiv mit Carolin Ottemeier.
DR: „Es ist eher ungewöhnlich, dass sich ein solcher Jugendverband gründet, noch dazu, wenn ein so junger Mensch wie Du an der Spitze steht. Wie kam es dazu? Seit wann hast Du Dich politisch interessiert, warum Rietbergs kleinste im Rat vertretene Fraktion? Erzähl bitte, wir und auch die Leser sind neugierig.“
Carolin Ottemeier: „Ich finde, dass Politik jeden etwas angehen sollte. Deshalb war bei mir das Interesse dafür schon immer irgendwie da. Die Idee allerdings, mich selbst zu engagieren, fiel für mich erst zu Beginn des Jahres. Zu diesem Zeitpunkt gab es persönlich schon ein paar Konflikte, in denen man gerne konstruktive Optimierungsvorschläge geäußert hätte. Und genau das war für mich die Motivation, mich zunächst vor Ort zu engagieren. Da es hier in Rietberg keinen Ortsverband einer Jugendpartei, der mit meinen Ansichten übereingestimmt hat, gab, und für mich klar war, mich für meine Heimat zu engagieren, setzte ich mich mit dem Kreisvorstand der JuLis in Verbindung und erwähnte den Vorschlag einer Neugründung. Seitdem ging alles ziemlich schnell. Dank Ralph Böwingloh, der von dieser Idee erfahren hat, wurde ziemlich schnell ein Kontakt zur FDP Rietberg geknüpft. Bei einem Stammtisch, bei dem bereits einige junge Mitglieder anwesend waren, präsentierte ich dann diese Idee. Dennis, Jan, Cedrik, Annabell und Kai waren anschließend dazu bereit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, wofür ich sehr dankbar bin.“
DR: „Warum, glaubst du, war niemand bei der Jugendparlamentsaktion im Sommer bei der FDP dabei?“
Carolin Ottemeier: „Es ist sehr schade, dass die FDP nicht im Jugendparlament hier in Rietberg vertreten war. Gerade, weil die FDP, so durfte ich die Partei sowohl vor Ort als auch bei einem Besuch im Landtag kennenlernen, ein großes Interesse daran hat, sich Vorschlägen und Belangen junger Menschen anzunehmen. Ich muss dazu allerdings sagen, dass das Jugendparlament vor meiner Amtszeit stattgefunden hat, wir uns jedoch auf jeden Fall auf das nächste Jugendparlament freuen und darauf, unseren Standpunkt dann das nächste Mal auch direkt zu präsentieren.“
DR: „Was habt ihr für Pläne? Was sind eure Ziele?“
Carolin Ottemeier: „Die oberste Priorität besteht zunächst darin, junge Menschen für rationale Politik zu begeistern und sie in ihrer Standhaftigkeit, auch wenn das Schwimmen gegen den Strom nicht immer leicht ist, zu bestärken. Da würden wir uns über Verstärkung sehr freuen! Dazu ist es ein Anliegen unserer Generation, irgendwann aktiv im Stadtrat vertreten zu sein, vorausgesetzt die zukünftigen Kommunalwahlen bringen den entsprechenden Erfolg.“
DR: „Welche konkreten Themenfelder wollt ihr angehen?“
Carolin Ottemeier: „Da stehttatsächlich einiges auf der Liste. Wichtig dabei ist, unserer Meinung nach, die Betrachtung des Individuums und demnach auch seine Selbstbestimmung. Aus diesem Grund können wir uns beispielsweise etwas in Richtung Berufsorientierung und Förderung von Schülern sehr gut vorstellen. Allerdings möchten wir Rietberg auch attraktiver für sowohl Unternehmer als auch für Besucher der Stadt machen. Zudem spielt die Belebung der Innenstadt und der einzelnen Ortsteile durch zum Beispiel Gastronomie eine große Rolle. Wir wollen die Stadt somit als Ganzes betrachten und eben nicht nur auf den wunderschönen Ortskern reduzieren.
DR: „Was denkst du persönlich über die Thunbergsche Klimabewegung der Jugend?“
Carolin Ottemeier: „Diese Bewegung zeigt zum einen, dass die Jugend sehr wohl Interesse daran hat, die Gesellschaft mitzugestalten. Die Teilnahme an unserer Demokratie ist also sehr löblich. Allerdings sollte uns im Zeitalter der Globalisierung klar sein, dass im Hinblick auf unsere Umwelt zwar auf jeden Fall etwas unternommen werden muss, jedoch Politik ein komplexes Geflecht, bestehen aus verschiedenen Faktoren, ist. Es dreht sich also nicht alles ums Klima, sondern auch um die Existenz des Individuums. Die Thunbergsche Klimabewegung sehe ich also als übertrieben und realitätsfern. Dieser Trend hat auch dazu geführt, dass immer weniger Menschen mit Rationalität auf das politische Geschehen blicken und somit wichtige Facetten, die in diesem Geflecht ebenso wichtig sind, außer Acht lassen. „
DR: „Wie schätzt du die Massenproteste der Thunbergschen Bewegung ein, sind das politisch informierte Jugendliche oder ist es einfach schick da mal mitzumachen?“
Carolin Ottemeier: „Ich denke nicht, dass alle Teilnehmenden bestens informiert sind. Es wird mit Sicherheit Teilnehmer darunter gehen, die wissen, was sie tun und das mit großer Leidenschaft verkörpern, allerdings sollte man auch berücksichtigen, dass die Thunbergsche Bewegung aufgrund ihrer Radikalität Aufsehen erregt hat, indem die Teilnahme an z.B. Fridays for Future Demonstrationen ziemlich angesagt ist.“
DR: „Wie glaubst du, kann Jugend am ehesten nicht nur politisch Einfluss nehmen, sondern auch richtig was bewegen?“
Carolin Ottemeier: „Gerade in Bereichen, in denen man Beteiligung erfährt, wird die eigene Einstellung zur gesellschaftlichen Demokratie geprägt. Das können zum Beispielbestimmte Vereine, Planspiele aber auch Parteien sein. Und genau diese Teilnahme ist für die Allgemeinheit von großer Bedeutung und kann meines Erachtens nach sehr, sehr viel erreichen. Insbesondere im Bereich der Demokratiefähigkeit. Schließlich wird unsere Generation dafür kritisiert, in Zukunft nicht demokratiefähig zu sein. Und genau das sind Möglichkeiten das Gegenteil zu beweisen.“
DR: „Wie eng wird die Zusammenarbeit mit der FDP sein?“
Carolin Ottemeier: „Das werden wir in den nächsten Monaten sehen. Es wird definitiv das ein oder andere Event geben, wo wir die FDP Rietberg unterstützen werden, wie zum Beispiel der Wahlkampf für die Kommunalwahl 2020. Eine Teilnahme an deren Stammtisch ist mit Sicherheit auch nicht auszuschließen. Schließlich wollen wir auch unsere Ideen in den Stadtrat einbringen und Rietberg durch zum Beispiel bestimmte Anträge aktiv mitgestalten. Wir stehen der FDP also sehr nahe, allein schon aus dem Grund, dass der Großteil unseres Ortsverbandes zugleich Mitglied der FDP ist. Trotzdem wollen wir souverän bleiben und werden das ein oder andere Mal Kritik äußern.“
DR: „Plant ihr auch, zur Kommunalwahl 2020 einige Wahlkreise mit Euren Mitgliedern zu besetzen?“
Carolin Ottemeier: „Das steht noch in den Sternen. Aber Interesse ist unsererseits da.“
Dieses Interview erschien im Original am 20.11.2020 im Stadtmagazin „Der Rietberger“.
11. November 2019